Die in
Berlin lebende Schriftstellerin
Anne Ch. Voorhoeve ist eine bemerkenswerte Autorin. Ich kenne zwei
Jugendbücher von ihr; beide sind bemerkenswert. Diese Jugendromane
verdeutlichen, wie stark die Autorin daran interessiert ist, »junge
Menschen
an(zu)sprechen, ihnen die deutsche Geschichte mit einem spannenden
Roman und nicht mit einem Geschichtsbuch nahe(zu)bringen.
In dem Buch »Liverpool Street« nimmt
sie sich des Themas Juden und Nationalsozialismus an. Im sogenannten
Tausendjährigen Reich »gab es, genau wie heute, Feiglinge,
Mitläufer, aber auch großmütige Menschen.« Im Mittelpunkt steht
die 11-jährige Franziska Mangold die zusammen mit ihrer Familie in
Berlin lebt. Als 1939 der Krieg ausbricht wird die Familie aufgrund
jüdischer Vorfahren als nicht-arisch, also jüdischeingestuft und von den Mitbürgern beschimpft, obwohl sie den
christlichen Glauben hat. Mehrere Anträge, endlich ins benachbarte
Ausland zu übersiedeln, scheitern. Um zumindest Franziska zu
schützen, entschließen die Eltern, ihre Tochter mit einem
Kindertransport nach England zu schicken.
Das neue
Leben in vollständig anderer
Umgebung gefällt Franziska nicht besonders. Sie leidet unter Einsamkeit,
vermißt die Eltern und versucht alles, um ihre Familie nach England
zu bekommen. Sie schwänzt die Schule, sucht Arbeit für die Eltern,
denn das ist die Voraussetzung für eine vollständige Übersiedlung
nach England. Plötzlich tritt ein Ereignis ein, mit dem kaum jemand
gerechnet hat. England wird in den Krieg einbezogen - Franziskas Leben
verändert sich erneut.